Enger. Dem Antrag einer Engeraner Bürgerin, im Engeraner Stadtgebiet "Stolpersteine" zur Erinnerung an vorübergehende Wohnorte von sieben jüdischen Engeranern verlegen zu lassen, die dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen sind, stimmten im Hauptausschuss am Montagabend alle Fraktionen zu.
Damit sprachen sich Verwaltung und Politik für eine Erinnerungsaktion aus, die der Kölner Künstler Günter Demnig schon in vielen anderen Städten durchgeführt hat auch in einigen ostwestfälischen. Kerstin Ebert, Fachbereichsleiterin für Kultur, schilderte kurz die Aktion und die befürwortende Beschlussvorlage der Verwaltung und bat die Fraktionen um Unterstützung.
Regina Schlüter-Ruff (Bündnis 90/Die Grünen) und Bertold Dessin (FDP) begrüßten das Projekt ausdrücklich und begründeten kurz ihre Haltung, während CDU und SPD sich dazu nicht äußerten.
"Mit dieser Form der Erinnerung wird ein lokaler Bezug zu den Greueltaten des NS-Regimes hergestellt", sagte Regina Schlüter-Ruff, "und anhand der Einzelschicksale können wir uns in Enger noch einmal gründlich mit dieser Geschichte auseinandersetzen."
"Geschichte erlebbar machen ist wichtig", betonte auch Bertold Dessin und begrüßte die Initiative von Angelika Tiemann, die die Genehmigung zum Verlegen der Stolpersteine beantragt hatte.
Kritisch merkte er an, dass man nicht vollends sicher sein könne, ob die zugrunde liegenden Recherchen auch hundertprozentig korrekt seien. Doch die Engeraner Liberalen wollen sich auf die Arbeitsergebnisse von Angelika Tiemann verlassen.
Da sich die beiden großen Fraktionen im Rat der Stadt Enger von sich im Hauptausschuss nicht geäußert haben, hat die NW nachgefragt.
Gerd Bockermann (SPD) sagte, seine Fraktion stehe voll hinter der Aktion: "Was in der NS-Zeit passiert ist, darf nicht vergessen werden, auch wenn im Nachhinein nichts mehr daran zu retten ist."
Die Erfahrungen in Bielefeld hätten gezeigt, dass die Zustimmung ohne besondere Aussprache ein guter Weg sei, die Aktion auf den Weg zu bringen. In 34 deutschen Städten seien bisher Stolpersteine verlegt worden, "und da auch Enger damals keine Insel der Glückseligkeit war, muss sich der Engeraner Rat der Verantwortung für die Vergangenheit stellen."
Das sei nur überzeugend zu verwirklichen, wenn es einen einstimmigen Beschluss gebe. Nur für den Fall, dass es Einwände gegeben hätte, hätte seine Fraktion darauf reagiert. "Mehr als zustimmen kann man ja nicht."
"Es war einfach schon alles gesagt", erklärte Friedhelm Kirchhoff (CDU), gegenüber der NW die Zurückhaltung der beiden großen Parteien. Schon vor der Ausschusssitzung sei Kirchhoff mit seinem Kollegen von der SPD einig gewesen. Zu den Statements von Regina Schlüter-Ruff (Grüne) und Bertold Dessin (FDP) habe es an diesem Abend nichts zu ergänzen zu geben.
"Für die CDU-Fraktion war es durchweg eine Selbstverständlichkeit, die Aktion mit den Stolpersteinen zu unterstützen, um das Vergessen zu verhindern", fasste Kirchhoff das Meinungsbild zusammen. Die Antragstellerin, Angelika Tiemann, habe die Fraktionen außerdem schon frühzeitig über ihr Vorhaben informiert.