Alternative Wege zur Autobahn 30

Enger. Rund 50 interessierte Bürger kamen am Mittwochabend im "Alten Dorfkrug" in Besenkamp zusammen, um sich einen Überblick über die neuesten Planungsentwürfe zum weiteren Ausbau der Landstraße 557 im Anschluss an die ostumgehung zu verschaffen. Da ein Teilstück der geplanten Trasse genau an Besenkamp vorbei (oder vielleicht auch hindurch) führen wird, herrschte bei den Anwohnern großer Informationsbedarf. Auf Einladung der Stadt Enger präsentierten Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein- Westfalen ihre aktuellen
Entwürfe.
Andreas Meyer, der die Niederlassung Minden des Landesbetriebs leitet, stellte in einer ausführlichen und detaillierten Präsentation verschiedene Varianten der Verkehrsverbindung vor, die in Zukunft von Enger direkt zur A 30 in Bünde führen soll. Dabei ging es an diesem Abend ausschließlich um den Trassenverlauf im Bereich Besenkamp.
Als den Bürgern hier vor etwa einem halben Jahr eine Lösungsmöglichkeitb vorgetragen worden war, die westlich des Dorfes durch Wald und Wiese führen soll, hatten die Anwohner sich Alternativvorschläge für ihren Ortsteil
gewünscht. Dem kam der Landesbetrieb Straßenbau nun nach und präsentierte drei denkbare Varianten.

Eine davon, so Andreas Meyer, ist der "Ausbau im Bestand". Dabei bliebe der bisherige Straßenverlauf weitestgehend bestehen, was nach Ansicht der Planer zahlreiche Nachteile mit sich brächte: Die Kurvigkeit der Strecke bliebe
erhalten, zahlreiche Häuser rückten sogar näher an die Straße heran und erhielten direkte Zufahrten, die bei schnellerem und höherem Verkehrsaufkommen
"zur Gefährdung des Verkehrs beitragen könnten".

In jedem Fall ergibt sich durch die neue Straße eine höhere Belastung für die Bürger
Die zweite Variante, die die Planer vorschlugen, könnte bis zur Friedrichstraße dem alten Straßenverlauf folgen, bräuchte aber von dort bis zur Straße Lange Rinne einen Neuausbau. Bei dieser Alternative könnte "die Kurvigkeit entschärft
werden" und einige Anwohner erhielten gemeinsam eine gebündelte Zufahrt zur L 557. Dafür müssten jedoch einige Gebäude dem neuen Teil der Trasse ganz weichen.
Als dritte und für die Planer einzige "untersuchungswürdige" Variante
präsentierte Andreas Meyer die Möglichkeit, ab der Friedrichstraße eine neue Strecke östlich des alten Straßenverlaufes bis zum Besenkampweg zu bauen. Wie auch bei den zwei anderen Vorschlägen, müsste im Falle der Realisierung das Denkmal am Dorfkrug umgesetzt werden.
"In jedem Fall", so war sich das Planer-Team einig, "würde eine dieser Lösungen für die Anwohner in dem betroffenen Bereich eine höhere Belastung nach sich ziehen." Schließlich soll die neue Verbindung den Verkehr nach Norden (auch
Richtung Espelkamp und zum Dümmer) deutlich bündeln.
"Da eine konfliktfreie Lösung in unserer zersiedelten Landschaft heute nicht mehr möglich ist", wie Andreas Meyer einräumte, stellten sich die Landesstraßenplaner im Anschluss an ihre Präsentation den Fragen der Engeraner Bürger.

Diese machten sich unter anderem Gedanken über Sinn und Zweck der in Kreuzungsbereichen eingeplanten Kreisel, die "doch den Verkehrsfluss immer wieder hemmen". Ein anderer fragte sich, "warum überhaupt eine Riesentrasse
durch unberührte Landschaft gebaut werden muss, wenn man hier später doch wieder nur 70 km/h fahren darf"? Der Gedanke, ob nicht die alte Strecke bis kurz vor Bünde genutzt werden könne, brachte die Stadtgrenzen ins Bewusstsein der Bürger.
Mit einem Verweis auf die demnächst in Bünde stattfindende Bürgerversammlung machte Rolf Rabe, stellvertretender Chef des Landesbetriebes Straßenbau und Bünder darauf aufmerksam, dass es unter Umständen auch noch zu einer Teilung des
Projektes kommen könne, wenn die Durchsetzung in einer der beteiligten Städte schneller absehbar sei.
Zum zeitlichen Rahmen befragt erklärte Rabe, dass man mittlerweile in der konkreten Planungsphase angekommen sei und in 2005 das Planfeststellungsverfahren beginnen solle. "Mit einem Beschluss in diesem Verfahren ist aber nicht vor 2008 zu rechnen", ergänzte er und räumte ein, dass noch nicht feststehe, wann die nötigen finanziellen Mittel für das Projekt zur
Verfügung gestellt werden (können).
Die von den Planern favorisierte Lösung, die vor etwa einem halben Jahr vorgestellt wurde, hätte eine Streckenlänge von ungefähr 5,3 Kilometern und
würde rund 14 Millionen Euro kosten. Nächster Schritt für die weitere Planung ist nun ein Zeichen der Stadt Enger: Der Rat muss entscheiden, welche Streckenalternative er bevorzugt. Allerdings ist diese Entscheidung nicht bindend für das Verkehrsministerium, das letztendlich der gesamten Planung zustimmen muss.