
Enger (fx). Strapaziöse, lange Fahrten in drei vollbepackten Kleinbussen. Enges stundenlanges Aneinandersitzen. Wechselnde Landschaftsaussichten, dafür mehr und mehr Schweiß, der auf der Stirn perlt und schließlich läuft, je weiter der Kurs gen Süden geht. Über 4.000 Kilometer von Enger durch Europa nach Marokko und wieder zurück.
Seit 1994 nimmt Jugenddiakon Bernd Rammler vom Engeraner Evangelischen Kinder-und Jugendzentrum an der Ringstraße (ToT) das Abenteuer auf sich,
unterstützt vom Jugendbildungswerk der AWO und einigen Betreuern, mit mehr als zehn Jugendlichen nach Nordafrika an die Grenze der Sahara zu fahren, um dort Menschen in gemeinnützigen Projekten zu unterstützen. Seine Kollegin,
Sozialpädagogin Katja Heidemann, ist seit dem Jahr 2000 dabei.
In der marokkanischen Oase Timadtite konnten sie bisher einige Vorhaben der Oasen-Bewohner und Anliegen des dortigen Sozialrates unterstützen: vom Kauf einer Dattelschreddermaschine bis zur Hilfe beim Ausbau eines Brunnens und dem
Bau einer Schulmensa. In diesem Jahr unterstützten sie den Bau eines Gemeinschaftshauses, in dem unter anderem Mädchen und Frauen einen eigenen Raum haben.
Ihr anhaltendes Engagement honorierte der Engeraner SPD-Stadtverband jetzt mit ihrem aus Mitgliedsgeldern finanzierten Stadtpreis: dem Marokko-Projekt der TOT spendete er 500 Euro.
"Unser Stadtpreis wird jenen verliehen, die etwas für Enger tun und unsere Stadt auch über deren Grenzen hinaus bekannt machen", erklärte
SPD-Stadtverbandsvorsitzender Gunnar Rath. "Mit eurem Projekt schafft ihr einen konstruktiven Austausch zwischen Kulturen und helft anderen Menschen direkt vor Ort", begründete Rath die Entscheidung der SPD. "Mit dieser Spende wollen wir euch Mut machen und für die Zukunft unterstützen."
Bernd Rammler dankte dem SPD-Stadtverband nicht nur für die Spende, sondern auch für die generelle Unterstützung des Projektes mit dessen Zielen, Jugendliche über den Tellerrand von Enger hinausschauen zu lassen, sie mit anderen Kulturen
zu konfrontieren und damit durch eigene Erfahrungen dazu zu bringen, andere Kulturen und Menschen differenzierter kennen zu lernen. Gerade die Begegnung mit Muslimen sei momentan wichtig, da diese häufig durch allgemeine Terror-Angst und
Al-Quaida-Anschläge unter Pauschalisierungen und Stigmatisierung zu leiden hätten.In diesem Jahr war eine 20-köpfige Gruppe zum sechsten Mal in die marokkanische Oase aufgebrochen. Um ihren rund 15 Gästen des Stadtverbandes ihre Erlebnisse näher zu bringen, hatte das Expeditions-Team einiges vorbereitet: Den Disco-Raum der ToT erhellten Tisch-Lampen aus Marokko und großformatige Fotos dokumentierten die Reise. Der Boden war mit Teppichen bedeckt, die sie in der Oase geschenkt bekommen hatten und zur Begrüßung servierten einige der Teilnehmer kleine Gläser mit marrokanischem Tee.
Dazu kam noch ein Hand-Wasch-Ritual für jeden Gast, das vor der Einnahme jeder Mahlzeit üblich ist. Aus einer Kanne goss Thomas Franke Wasser über die Hände aller Anwesenden, Heidemann fing es mit einem Eimer wieder auf. "In Marokko würde das Wasser jetzt weiter verwendet, um Pflanzen zu gießen", erläuterte Rammler.
Mit einer Power-Point-Präsentation wurden Eindrücke der Reise vermittelt. Nach dem optischen Reisebericht sollte das Land auch geschmacklich erlebbar sein. Neben dem Tee hatten die Marokko-Gereisten ein landestypisches Gericht in der
Tagine vorbereitet.